Kinderfüße sind ein kleines Wunderwerk – weich, formbar und in ständigem Wachstum. Doch genau diese Besonderheiten machen sie auch anfällig für Fehlentwicklungen. Viele Eltern stellen sich irgendwann die Frage: Braucht mein Kind Einlagen? Und wenn ja, ab wann sind sie wirklich sinnvoll?
Die gute Nachricht vorweg: Nicht jeder schiefe Fuß oder jedes „Einknicken“ bedeutet sofort Handlungsbedarf. Gleichzeitig gilt: Frühzeitiges Hinsehen verhindert, dass sich kleine Probleme später zu chronischen Beschwerden entwickeln.
Kinderfüße – warum sie so besonders sind
Bei der Geburt bestehen Kinderfüße größtenteils aus Knorpel. Erst mit zunehmendem Alter verknöchern sie und gewinnen an Stabilität. Bis zum Grundschulalter ist es deshalb völlig normal, dass Füße flacher wirken oder die Beine leicht nach innen kippen.
Spannender Fakt: Etwa 98 % aller Kinder werden mit gesunden Füßen geboren, aber nur rund 40 % verlassen die Schule mit gesunden Füßen. Der Grund liegt meist nicht in genetischen Faktoren, sondern in Bewegungsmangel, falschem Schuhwerk oder fehlender Aufmerksamkeit.

Wann Eltern aufmerksam werden sollten
Einlagen sind keine „Vorsorge-Maßnahme“, sondern ein Hilfsmittel, wenn die natürliche Entwicklung nicht ausreicht. Typische Anzeichen, dass eine Abklärung sinnvoll ist:
Ihr Kind läuft häufig auf den Zehenspitzen oder hat sichtbare Fehlstellungen.
Es stolpert oft, hat Schmerzen beim Gehen oder klagt über müde Beine.
Die Schuhe nutzen sich einseitig stark ab.
Ihr Kind vermeidet Bewegung oder wirkt schnell erschöpft.
Wichtig: Leichte Knick-Senkfüße sind im Kindergartenalter noch normal. Erst wenn Beschwerden auftreten oder die Fehlstellung über das 8. Lebensjahr hinaus anhält, sollte genauer hingesehen werden.
Einlagen – ja oder nein?
Einlagen können helfen, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Sie stützen und korrigieren den Fuß, entlasten Muskeln und Gelenke und können Fehlbelastungen vorbeugen. Aber: Werden sie zu früh oder unnötig verschrieben, nehmen sie den Füßen auch Trainingsreize und verhindern die natürliche Kräftigung.
Darum setzen moderne Konzepte in der Kinderphysiotherapie auf ein abgestuftes Vorgehen:
- Bewegung fördern – Barfußlaufen auf unterschiedlichen Untergründen, Klettern und Balancieren.
- Gezieltes Training – Übungen für Fuß- und Beinmuskulatur, spielerisch integriert.
- Ergänzend Einlagen – wenn Schmerzen bestehen oder die natürliche Entwicklung nicht ausreicht.
Was Sie zu Hause tun können
Lassen Sie Ihr Kind so oft wie möglich barfuß laufen – am besten auf Naturböden wie Wiese oder Sand.
Achten Sie auf passende Schuhe: flexibel, leicht und mit genügend Platz für die Zehen.
Fördern Sie spielerisch die Fußmuskeln: z. B. mit Greifübungen (Murmelspiel mit den Zehen) oder Balancieren auf einer Linie.
Beobachten Sie die Gangart regelmäßig und sprechen Sie bei Auffälligkeiten frühzeitig mit Fachleuten.
Vertrauen Sie der natürlichen Entwicklung – aber bleiben Sie wachsam
Nicht jeder Kinderfuß braucht eine Einlage. In vielen Fällen reichen Bewegung, gutes Schuhwerk und gezielte physiotherapeutische Übungen aus, um die Muskulatur zu stärken und Fehlstellungen vorzubeugen.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Kind Einlagen benötigt, lohnt sich eine Untersuchung bei spezialisierten Physiotherapeut*innen. So stellen Sie sicher, dass Ihr Kind mit gesunden, starken Füßen groß wird – und die Basis für eine schmerzfreie Bewegung ein Leben lang gelegt wird.